Wasserhaltung,
Grundwasserabsenkung
Auszug aus dem Buch Tiefbau – Grundwissen für
Baukader
3.1. Offene Wasserhaltung
Gemäss SIA Norm 190 Art. 2 3.
ist die Bauleitung verpflichtet, vor der Projektierung die
Wasserverhältnisse (Hydrologie) und die Bodeneigenschaften
abzuklären. Der Grundwasserstand wird meistens mit so genannten
Piezometern festgestellt; die Beschaffenheit des Baugrundes mit
Sondierschlitzen oder Kernbohrungen. Damit können die notwendigen
Vorkehrungen und Massnahmen zur Lösung der Wasserhaltungsprobleme
getroffen werden.
Definition der Wasserhaltung:
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Unter Wasserhaltung versteht man sämtliche Arbeiten, Einrichtungen
und Massnahmen, welche dazu dienen, das im Aushub zutage tretende
Wasser zu entfernen oder von der Baugrube fernzuhalten und die Sohle
trocken zu halten. Dazu gehört auch das Entfernen von Regenwasser,
Zuflüssen aus angeschnittenen Kanalisationen und Drainageleitungen,
Sickerwasser durch Spriessungen und Spundwände. |
Offene Wasserhaltung
Bei der offenen Wasserhaltung
wird das anfallende Wasser mit Sickerleitungen, Geröllpackungen oder
Pumpensümpfen gesammelt und abgeleitet oder abgepumpt. Sie eignet
sich nur für kiesige Böden und geringe Aushubtiefen unter den
Grundwasserspiegel. |
Pumpensumpf aus
gelochtem Stahlrohr und Tauchpumpe |
Das Filtermaterial ist unbedingt
auf den Boden abzustimmen. Je feiner der Untergrund beschaffen ist,
desto feiner sind die Sickerpackungen zu wählen. Das Auslegen von
Sickergräben oder Umwickeln von Sickerleitungen mit Geotextilien hat
sich ebenfalls bewährt. Auf jeden Fall muss immer das Pumpen von
klarem Wasser angestrebt werden.
Filter- und Rohrmaterialien
für siltige und kiesige Böden |
Splitt
Filterbeton 4/30
Betonkies
Drainflex
Betonfilterrohr (BFR) |
Rundkies
30/50 15/30
HDPESickerrohr
Beton Sickerrohr
Betonfilterrohr |
Verschiedene
Filtermaterialien:
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Pumpenarten
Für die offene Wasserhaltung
werden vorwiegend Tauchpumpen eingesetzt. Wie das Wort sagt,
schadet es diesen Pumpen nicht, wenn sie vollständig und über
längere Zeit unter Wasser im Betrieb sind. Die Pumpe funktioniert
so, dass ein Laufrad das Wasser in rotierende Bewegung versetzt und
durch die Zentripetalkraft an den Seitenwandungen hochdrückt, wo es
durch den Anschlussstutzen entweicht.
Tauchpumpe mit Automatik
Automatikpumpen sind pumpende
Roboter, welche jederzeit den Betrieb ein- oder ausschalten, je nach
Wasserstand. 1) Pumpe auf Automatik einstellen und ins Wasser
tauchen. 2) Sobald die Pumpe Luft ansaugt, lässt der Druck im
Luftventil nach und der Stromkreis wird unterbrochen. 3) Wenn das
Wasser wieder steigt, setzt die Pumpe wieder ein. Die Automatik ist
auch ausschaltbar.
Schlammpumpe
Schlammpumpen wirbeln das Medium
im unteren Bereich der Pumpe an und stossen es direkt seitlich aus,
ohne dass es durch das Gehäuse hochgedrückt wird. Dadurch ist der
Verschleiss geringer und es können gröbere Bestandteile gefördert
werden.
Druckluft-Schmutzwasser-Tauchpumpe
Druckluftpumpen funktionieren im
Prinzip genau gleich, wie die andern Tauchpumpen, nur dass sie eben
einen Druckluftmotor, statt einem Elektromotor aufweisen. Der
Schlauch für die Abluft muss immer über dem höchsten Wasserspiegel
sein.
Vor allem dort, wo kein
Elektroanschluss vorhanden ist, empfiehlt sich der Einsatz dieses
Pumpentyps. Es gibt auch Pressluftvibratoren, welche nach dem
ähnlichen Prinzip funktionieren.
Die Leistungen dieser
Pressluftpumpen sind beträchtlich: bis 3 m Förderhöhe 750 l/min. und
bis 9 m Förderhöhe 600 l/min. |
Pumpensümpfe
Sand- und Schlammförderung führt
bei den Pumpen zu erhöhtem Verschleiss. Deshalb sollen Tauchpumpen
und Seiher (Saugkörbe) in einen Pumpensumpf installiert werden. |
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Ausführungsarten von
Pumpensümpfen
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- Normalbetonrohre
mit Betonboden (wenn möglich SiBR
Æ
600, sonst Löcher allenfalls selber bohren)
- Die Pumpe könnte auch an
einem Strick aufgehängt werden, damit sie sich nicht in den
Untergrund saugt.
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Ableiten des Wassers
Oft kann man trotz sorgfältigen Filter- und Sickerkiespackungen
nicht vermeiden, dass die Pumpen mit dem Wasser Schlamm und
Feinanteile fördern. Deshalb ist die Einleitung von Wasser aus
Wasserhaltungen in öffentliche Gewässer und Kanalisationen
bewilligungspflichtig. Wasser, welches mit frisch eingebrachtem
Beton in Berührung kommt, ist für Fische schädlich. Vielfach wird
die Vorklärung des Wassers in Behältern vorgeschrieben.
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Praktische Tipps:
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Die Ableitungen
sollen nicht über scharfe Kanten (Kanaldielen,
Stahlverbauplatten etc.) geführt, sondern mit Futterrohren aus
PVC oder alten Pneus geschützt werden.
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Ableitungen sind
möglichst geradlinig zu verlegen.
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Achtung vor dem
Zurücksaugen; Ableitungsenden darf man nie ins Wasser
tauchen.
-
Ableitungen müssen
vor dem Überfahren durch LKW oder Bagger geschützt werden; bei
Strassen- oder Transportpistenunterquerungen ist ein
Futterrohr einzugraben oder es sind massive Schlauchrampen
zu verwenden.
-
Ableitungen dürfen
auf keinen Fall kleiner sein als der Ableitungsstutzen der
Pumpe.
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Bei den Pumpen ist
unbedingt auf die Drehrichtung zu achten (Pumpe mit der
Hand schräg halten und beim Einschalten auf die Pfeilrichtung
auf dem Gehäuse achten).
-
Pumpen nicht
trocken laufen lassen (Überhitzung, Abnützung des Laufrades
und des Diffusors durch Schmirgelwirkung der Feinanteile).
-
Pumpen sollten von
Zeit zu Zeit durch den Werkmechaniker kontrolliert werden
(ca. alle zwei bis vier Wochen oder 300 - 600 Betriebsstunden).
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Beim Einsatz im
Schlammwasser oder nach dem Betonieren müssen Pumpen im
Pflasterkasten mit sauberem Wasser gründlich durchgespült
werden.
-
Pumpen nie direkt in
den Schlamm oder auf den Baugrund stellen sondern in einen
Pumpensumpf versetzen oder mindestens am Strick aufhängen.
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Die Pumpe ist immer
mit einem am Handgriff befestigten Strick und nie am
Kabel in die Baugrube hinunterzulassen.
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Ausmassnotizen bei offener
Wasserhaltung über:
—
Pumpeninstallation (mit oder ohne Pumpensumpf) mit Datum und
Zeit
—
Pumpentyp oder -durchmesser, automatische Steuerung
—
Pumpe umsetzen, mit oder ohne Pumpensumpf
—
Ableitungslänge ( über 20 m) und Datum der Montage und
Demontage
—
Ableitungen umsetzen
—
Elektrische Leitungen über 50 m
—
Miete
—
Betriebsstunden
—
Wartung ausserhalb der normalen Arbeitszeit
—
Mobile Pumpeneinsätze
—
Reservepumpe
—
Absetzbecken
—
Drainagen, Ableitungsgräben
—
Filtermaterialien
—
Aushub für Sickergräben |
Die wichtigsten Punkte zur
Erinnerung:
Mit der Wasserhaltung entfernt
man alles anfallende Wasser oder hält es fern. Bei der offenen
Wasserhaltung geschieht dies mit Sickerleitungen und Pumpen, bei der
geschlossenen mit Vakuumanlagen oder Filterbrunnen.
Je feiner der Untergrund ist,
desto feiner muss das Filtermaterial gewählt werden.
Als Filtermaterial eignen sich
Splitt, Rundkies, Beton- oder Filterbetonkies und Geröll; als
Sickerrohre HDPE, PVC, Beton oder Filterbeton.
Für die Wasserhaltung können
Tauch-, Automatik-, Schlamm-, Membran-, Druckluft-, Zentrifugal- und
"Benzinpumpen" eingesetzt werden.
Pumpen gehören immer in
Pumpensümpfe aus Rundkiesumhüllung, Plastikkessel, saubere
Blechfässer oder Sickernormalbetonrohre mit Boden.
Die Einleitung von Wasser in die
öffentliche Kanalisation oder in Vorfluter erfordert eine
Bewilligung und in der Regel ein Absetzbecken.
Ableitungen geradlinig, nicht
über scharfe Kanten und nicht auf befahrene Strassen oder
Transportpisten verlegen. Bei Pumpen auf Drehrichtung, regelmässige
Wartung, Reinigung nach Schmutzwasserförderung, Trockenlauf und
richtigen Ableitungsdurchmesser achten. Pumpen nicht am Kabel
hinunterlassen.
Bei Pumpeneinsätzen sind
Installation, Umsetzen, Pumpensümpfe, Ableitungslängen, Mietanfang
und -ende, Pumpentyp, Betriebsstunden, Wartung ausser Arbeitszeit,
Reserve- und Automatikpumpen, Absetzbecken, Drainagen,
Filtermaterialien, Aushub und Ableitungsgräben in Ausmassnotizen
festzuhalten.
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Beiträge zu Tiefbau
im Buch
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